Erschienen am 4. Mai 2022 in der Landshuter Zeitung.
Walpurgisnacht-Wanderung führte zu alten Orten an der Landkreisgrenze.
Heimatforscher Vitus Lechner begab sich mit rund 80 Wanderern auf eine Zeitreise in die Walpurgisnacht. Die Wurzeln der Walpurgisfeier gehen auf keltische und germanische Ursprünge zurück. Die Bewohner von Mitteleuropa feierten das Ende des Winters, den Neubeginn in der Natur und vertrieben mit dem Feuer die bösen Geister und begrüßten die Fruchtbarkeitsgöttin. „An Beltane sind die Schleier zur Anderswelt sehr dünn und vielleicht begegnen uns noch tanzende Hexen“, so Vitus Lechner.
Von Thulbach startete der Rundweg und die Gruppe genoss den Weitblick über das Isartal und die idyllisch gelegene Kirche St. Andreas. Die Kirche steht einsam am Waldrand. Vor rund 800 Jahren war sie Mittelpunkt eines Dorfes, aber die Fluten des Isar Hochwassers spülten das Prallufer weg. Die Bewohner des Dorfes bauten ihr Dorf auf dem Scheitel des Berges neu auf, die Kirche aber konnte nicht versetzt werden. Bischof Joseph weihte die wohl älteste Kirche in der Gegend im Jahr 753 unter der Regierung des Herzog Tassilo in „Toalpach“ ein. Die Thulbacher Gegend ist sehr geschichtsträchtig mit einer alten Mühle um 804, einer römischen villa rustica, Hügelgräber sowie die ältesten urkundlich erwähnten Weinberge um 754. Über 500 Jahre ist ein bedeutendes Herrschergeschlecht urkundlich in Thulbach belegt.
Durch einen verwachsenen Hohlweg, die Steingasse, verlief einst die Salzstraße und führte von der Isarbrücke kommend über das Maurerer Bachtal Richtung Abensberg nach Manching. Die Händler transportierten das Salz der Isarflößer auf diesem Weg nach Norden weiter.
Der Geigelberg, früher Galgenberg, war eine Richtstätte, wo so mancher sein Leben einbüßte. Graf Timo III. war in seiner Funktion als Anführer der Zentenen oberste Gerichtsherr der Zentgerichte und für die innerer Ordnung verantwortlich. Als Pfalzgraf unterstand ihm das Hochgericht, auch „Halsgericht“ genannt. „Timo beschützte die Gerechten, war aber grausam und unbarmherzig gegen Räuber und Diebe“, berichtete der Heimatforscher. Schon bei kleinen Vergehen ließ er Nase oder Ohren abschneiden, Fuß oder Hand abhacken. Diese abschreckenden Strafen garantierten bald Sicherheit und Ordnung in der Gegend. Sogar zwei Verse im Nibelungenlied erwähnen die sichere Lage auf Baierns Straßen.
Die Wanderer umrundeten den eindrucksvollen „Galgenberg“ und gelangten durch einen idyllischen Hohlweg den höher gelegenen Wald. Plötzlich ertönten mystische Klänge.
Lechner hatte vorsichtshalber ein Gundermannkranzerl dabei. „Wer durch den Kranz blickt, erkennt sofort eine Hexe“.
Auf einer Lichtung angekommen, überraschten sie tanzende Hexen. Diese verzauberten jedoch mit einem Lichtertanz und einem Tanz um ein symbolisches Feuer die Zuschauer.
Bei einem Glas Rotwein ließ sich die Sage vom wandernden Licht rund um den Geigelberg besser verkraften. Es soll eine Seele gewesen sein, die nicht zur Ruhe kam. Die Wanderer erreichten kurz vor Einbruch der Dunkelheit das rettende Thulbach ohne das Licht gesehen zu haben.
Der Heimatpflegeverein veranstaltet demnächst wieder eine Wanderung, die auf der Homepage, Zeitung, Facebook und Instagramm angekündigt wird.
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