Erschienen Ende September in der Landshuter Zeitung
Der Heimatpflegeverein hatte zu einer besonderen Wanderung eingeladen und der Vorsitzende Martin Nehmer begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste vor dem Museum Vinum Celticum.
„Samhain war bei den Kelten ein sehr wichtiges Jahreskreisfest, bedeutet es doch Abschied nehmen, in sich gehen und Altes loslassen. So wie der Herbst in den Winter übergeht und die Natur zur Ruhe kommt. Wir wollen zu einer alten Keltenburg wandern, wo vermutlich vor 2500 Jahren dieses Fest sehr groß gefeiert wurde“, mit diesen Worten hieß der Heimatforscher Vitus Lechner die Anwesenden willkommen.
Die Geschichtsinteressierten zogen los Richtung Möslingtal, wo vor vielen Jahren auch die Bockerlbahn verlief.
Die letzten Sonnenstrahlen tauchten das Tal in warmes Licht und Lechner wies auf den steilen Abhang hin. Dort oben stand der Burgstall, auch als „altes Schloss“ bezeichnet. Die Burg auf der 40 Meter hohen Anhöhe hatte eine beachtliche Größe und lag östlich von Almosenbachhorn. Der Name des Ortes kommt von „Almende“, was so viel wie Almosen bedeutet. Entlang des Möslingbaches verlief eine Altstraße die von der Burg oben gut überwacht werden konnte. Die Straße kam wohl vom Isarübergang und führte weiter nach Norden Richtung Regensburg. Diese Straßen waren wichtige Handelswege.
Der Weg führte nun in den Wald und eine Schlucht hinauf. Rechts und links des Weges wuchsen viele Farne auf dem bemoosten Boden und eine mystische Stimmung machte sich breit. Die letzten Sonnenstrahlen „vergoldeten“ die Bäume. Oben angekommen, berichtete Lechner von einer alten Ziegelei, die einst hier auf der Anhöhe stand. Eine weitere Ziegelei befand sich weiter unten kurz vor dem Ort. Die Straße führte weiter zur östlichen Seite des Burgstalls.
Gegen das ansteigende Hinterland wurde die Wallburg durch einen nun fast aufgefüllten Graben abgesichert, der dahinterliegende Wall war durch die landwirtschaftliche Nutzung weitgehend eingeebnet. Die Kelten entzündeten im Burginneren wohl viele Feuer und feierten dieses besondere Fest. „Es war die Zeit sich zu bedanken, bei der Natur, für die eigenen Wurzeln und Ahnen, für die Familie, aber auch ins eigene Innere zu horchen. Die Kelten verabschiedeten das alte Jahr und Platz für Neues wurde geschaffen“, so der Heimatforscher.“ Vielleicht sollten auch wir in der teils hektischen Zeit versuchen etwas Ruhe zu finden“.
Die Lehrer Wenzl und Praetorius fanden 1908 bei Grabungen noch Palisadenreste der Befestigung. Es könnte sich auch aufgrund der strategischen Lage um eine „Fliehburg“ gehandelt haben. Lechner deutete auf den im Nordwesten gelegenen Geisberg. Der Historiker Ludwig Weh deutet den Namen auf einen Sammelplatz von keltischen Speerkämpfern, den „Gaisoni“ hin, die als „Gaesaten“ in den römischen Legionen ihren Dienst verrichteten.
Kurz vor Erreichen des Ortes, öffnete sich der Gruppe ein wunderschöner Blick auf Bruckberg, mit der Paulibergkirche und der Kirche St. Jakobus d. Ältere, bis übers Isartal hinüber nach Kronwinkl. „Bei der Renovierung der Paulibergkirche, wurden römische Ziegel gefunden“, so Lechner. „Über die Römer wird auch in unserem Museum Vinum Celticum berichtet.“
Die Tour war viel zu schnell zu Ende und die Wanderer bedankten sich herzlich für diesen besonderen „Samhain“.
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