Auf geschichtlichen Wegen rund um Gammelsdorf
Erschienen am 3. Januar 2023 in der Landshuter Zeitung
Heimatforscher Vitus Lechner begrüßt über 200 Teilnehmer in der St. Vitus Kirche in Gammelsdorf.
Weit über 200 Teilnehmer versammelten sich am Neujahrstag in der Gammelsdorfer St. Vitus Kirche zum Empfang des Neujahrssegens und anschließender Neujahrswanderung. „Wir wollen den Aufbruch ins Neue Jahr mit christlichem Segen beginnen“, sagte der Heimatforscher Vitus Lechner bei der Begrüßung. „Obwohl Gammelsdorf in den Bayerischen Geschichtsbüchern durch die Schlacht von 1313 fest verankert ist, gibt es noch weitere geschichtliche Spuren im Umfeld zu entdecken. Der Geschichtsexperte von Gammelsdorf, Hans Gumberger, wird uns dabei begleiten“. Gestärkt mit dem Neujahrssegen durch die Gemeindereferentin Maria Liegert machte sich die Gruppe auf den Weg, der zunächst über die Ludwigsstraße zu den früheren Weinterrassen führte.
Die Gruppe macht Halt an den alten Weintrassen.
Große Teile Altbayerns waren seit römischer Zeit bis ins 19. Jahrhundert Weinanbaugebiete. Klimaveränderungen und die Reblaus haben den Weinanbau zum Erliegen gebracht. Damit setzte sich der Siegeszug des Hopfenanbaus in der Hallertau durch. Weiter ging es zum Starkhof. Der Hofname geht auf einen Starcholf, einen Angehörigen des Pfalzgrafen von Thulbach, zurück und wurde bereits im Jahre 814 urkundlich erwähnt. Seit über 200 Jahren befindet sich der Hof nun in Familienbesitz.
Ein wunderschöner Blick ins Osterbachtal mit der kleinen Kapelle.
Von dort bot sich ein wunderbarer Ausblick über die Kapelle ins Osterbachtal. Der Osterbach entspringt bei Gammelsdorf und fließt durch das Tal in Richtung Gündlkofen, wo er später in den Mühlbach mündet. „Wir befinden uns hier in einem Siedlungsgebiet der mittleren Bronzezeit. Im Pörndorfer Wald, nahe der Kreisgrabenanlage Lichtenwart, wurden auch einige Hügelgräber entdeckt. Im Ludwigshain stehen die einzigen Traubeneichen von Südbayern in dieser großen Anzahl“, berichtete Lechner. Von 1932 bis 1961 führte die Bockerlbahn über das Osterbachtal weiter nach Bruckberg, wo am Bahnhof die abgebaute Tonsilerde verladen wurde. Nach Haslach ging es auf eine Anhöhe, den Schanzbuckel.
Die Wanderer auf dem Anstieg zum Schanzbuckel.
Hier entdeckte der Pfarrer von Bruckberg im Jahr 1835 Silbermünzen römischen Ursprungs, ein Sensationsfund, der später im Völkerkundemuseum in Berlin ausgestellt wurde. Auch eine seltene Fayence Perle wurde hier entdeckt, identisch mit dem Fund einer Perle in Mykene. Dies weist auf die weitreichenden Handelswege in der Bronzezeit hin. Zwischen 1910 und 1981 wurden hier alle Gräber aufgrund anstehender Bergbaumaßnahmen geborgen. In zehn Meter Tiefe wurde ein 8 bis 12 Millionen alter Backenzahn eines Hauerelefanten ausgegraben. Weitere Originalfunde aus diesen Hügelgräbern befinden sich im Museum Vinum Celticum.
Vitus Lechner berichtet über das Feldkreuz von Traich.
Die ehemalige Hofstelle „Gabelsberg“ aus dem 14. Jhd. war bis 1845 im Besitz der Fam. Gabelsberger. Diesem Familienzweig entstammt Franz Xaver Gabelsberger, der Erfinder der Kurzschrift (geb. 9.2.1789, gest. 4.1.1849). Der Hof wurde leider abgebrochen. Auf der Anhöhe befand sich eine Jungsteinzeitliche Siedlung, durch den Fund von Bänderkeramik belegt, so Hans Gumberger. Die nächste Etappe führte nach Häringschwaig zum Hof der Familie Pflügler, der früher zu Seligenthal gehörte.
Wohlverdiente Rast und herzliche Gastfreundschaft im Hof der Familie Pflügler.
Auf dem Hof der Kräuterpädagogin wurden die Wanderer dankenswerterweise mit bester Verpflegung empfangen. Frisch gestärkt wanderte die Gruppe über Langholzen, hier wurde eine Siedlung aus der Latenezeit entdeckt, nach Kreuzholzen und über den Gammelsdorfer Forst zurück zum Ausgangspunkt dieser interessanten Wanderung bei strahlendem Sonnenschein.
Text und Bilder Helga Baier
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